Bestandsaufnahme April 2021: Entwicklungen auf der Crowdinvesting-Plattform Seedrs

Es ändert sich derzeit viel zum Positiven auf Seedrs. Die stetige Veränderung ist die einzige Konstante. Hier die Schlagzeilen:

TEIL 1
1. Zusammenschluss Seedrs & Crowdcube (Merger) abgesagt
2. Starke Seedrs Finanzen & Neue Finanzierungsrunde

TEIL 2 (folgt bis 10.04.)
3. Wachsende Startup Pipeline
4. Größte „Secondary“ Kampagne / Zweitplatzierung Cheeky Panda
5. Erste Co-Invest-Kampagne mit VC Fund ‚Passion Capital‘ über Seedrs

TEIL 1
1. Zusammenschluss Seedrs & Crowdcube (Merger) abgesagt
Im Oktober 2020 haben Seedrs und Crowdcube angekündigt, dass die beiden Crowdinvestingplattformen einen Zusammenschluss (Merger) planen. Hierfür wurde vorgeschlagen, dass Crowdcube Aktionäre 60% vom neuen Unternehmen besitzen sollten und Seedrs Shareholder 40%. Die Wettbewerbsbehörde (UK Competition and Markets Authority, kurz CMA) hat Bedenken gegen diesen Zusammenschluss der beiden größten UK-Plattformen geäußert und so den Zusammenschluss verhindert. Nach Veröffentlichung der Details Ihrer Prüfung im März 2021 haben Crowdcube und Seedrs dann angekündigt den Zusammenschluss abzusagen und jeweils als getrennte Plattformen weiter tätig zu sein.

Persönlich bin ich sehr froh darüber, dass der Zusammenschluss nicht zustande gekommen ist. Ich habe auch an den Finanzierungsrunden von Seedrs als Startup teilgenommen und bin somit Shareholder von Seedrs. Ich glaube daran, dass Seedrs eine starke Plattform mit relativ guter Due Diligence (Prüfung der Startups) ist. Gleiche Interessen zwischen Seedrs und Investoren sind darüber sichergestellt, dass Seedrs viel Geld verdient, wenn die Investoren erfolgreich sind. Dies ist durch die „Carry“-Struktur sichergestellt, über die Seedrs bei Verkauf von Anteilen (über einen Exit oder über den Zweitmarkt) 7,5% vom Gewinn der Investoren abbekommt. Crowdcube hingegen zieht medienwirksam sehr große Finanzierungsrunden an und verdient über Gebühren direkt wenn die Investition erfolgt. Dadurch ist das Startup-Reporting auf Crowdcube fast nicht vorhanden und Crowdcube kümmert es meiner Meinung nach nicht, ob die Startups final erfolgreich sind oder die Investoren Geld verlieren. Damit geht auch einher, dass Crowdcube leichter überzogene Startup-Bewertungen zulässt und der Investor so einen schlechteren Deal bekommt. Ihr seht, von Crowdcube bin ich nicht sonderlich überzeugt. Einzelne und kleinere Investitionen habe ich aber auch über Crowdcube (z.B. in Freetrade, Chip, Mintos, Fullgreen). Wäre der Merger zustande gekommen, dann hätte ich wahrscheinlich versucht, meine Seedrs-Anteile zu verkaufen, da ich Crowdcube nicht besonders gut gesonnen bin.

2. Starke Seedrs Finanzen & neue Finanzierungsrunde
Dieser jetzt neu von Seedrs angeführte Pluspunkt macht mich etwas sauer: Hier wurde im Zusammenhang mit dem Merger mit doppeltem Boden gespielt und es handelt sich um einen regelmäßig angewandten psychologischen Trick im Startup-Geschäft. Als der gewünschte Zusammenschluss von Seedrs und Crowdcube publiziert wurde, sagten beide Plattformen, dass dies der beste Weg sei, das Überleben beider Unternehmen sicherzustellen. Crowdcube proklamierte, dass mindestens eins der beiden Unternehmen alleine nicht überleben könne (und meinte damit wahrscheinlich Seedrs). Seedrs fügte hinzu, dass sich in den letzten Monaten die Finanzierungsmöglichkeiten für Startups deutlich verschlechtert hätten. Dies alles sollte meiner Meinung nach bewusst den Eindruck erwecken, dass der Zusammenschluss die einzige Möglichkeit wäre. Letztlich wurde versteckt suggeriert „Liebe Shareholder, stimmt dem Zusammenschluss zu oder euer Investment ist stark gefährdet“. Diese Pistole-auf-die-Brust-Art habe ich schon einige Male vorher von Startups gesehen, um ein bestimmtes gewünschtes Ergebnis zu provozieren – ein Ergebnis bei dem meist der Shareholder deutlich schlechter gestellt werden sollte, als es tatsächlich nötig wäre. Aus meiner Sicht allein zur Maximierung des finanziellen Ergebnisses für die Gründer oder andere (neue) Großinvestoren. Aber zurück zum Thema, starke Seedrs Finanzen:

Der Zusammenschluss ist abgesagt und schon zieht Seedrs ein Ass aus dem Ärmel: Das Geschäft sei in jüngster Vergangenheit deutlich positiv verlaufen und Seedrs zeige Stärke, so dass inzwischen eine neue Fundingrunde mit institutionellen Investoren vereinbart wurde. Seedrs sei so in der Lage, die zuvor pausierten Wachstumsaktivitäten wieder verstärkt zu verfolgen. Hiermit sind unter anderem die Expansionspläne in weitere EU-Länder gemeint, in denen das Management von Seedrs zu Recht großes Potenzial sieht.

Laut dem neuesten Seedrs Shareholder-Brief beträgt der Umsatz 2020 ca. GBP 5.2MM (+24% ggü. 2019) und für Q1 2021 werden GBP 2MM Umsatz erwartet. Der operative Verlust konnte in 2020 auf GBP 4.1MM reduz.iert werden (von GBP 5.1MM im Vorjahr). Für Q1 2021 wird erwartet, dass Seedrs fast den Breakeven erreicht.

Für die anstehende Finanzierungsrunde hat sich Seedrs die Beteiligung des Future Funds gesichert und stemmt eine Kapitalrunde von GBP 4.5MM insgesamt, plus anteilige Beteiligungsmöglichkeit für alle bisherigen Seedrs Crowdinvestoren.

Teil 2 dieses Beitrags wird in den kommenden Tagen veröffentlicht. Stay tuned!

Philip

Seit 2014 investiere ich in Startups. In den letzten Jahren ist mein Portfolio auf über 150 Beteiligungen verschiedener Größe gewachsen. Auf meinem Blog berichte ich regelmäßig über Crowdinvesting und meine Investments.

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