Dealflow: Sieben Möglichkeiten, um gute Startups zu finden

Seit einiger Zeit schaue ich mir zusätzliche Möglichkeiten an, um Dealflow und gute Startups zu finden. In diesem Beitrag gehe ich gezielt auf mögliche Quellen für neue Investitionen ein. Zu beachten ist, dass jede Plattform und jeder Kanal Besonderheiten und unterschiedlich große Risiken birgt. Eine ausführliche „Due Diligence“ (Prüfung des Startups durch den Investor) ist zwingend notwendig um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.

Quellen für Dealflow und Startup-Investitionen:

  1. Seedrs (UK & EU)
  2. AngelList (US)
  3. Republic (US)
  4. Crowdcube (UK & EU)
  5. TheSyndicate.com (Jason Calacanis; wöchentlich)
  6. Y Combinator & Techstars Dealflow
  7. Social Media Recherche & eigenes Netzwerk (Folge mir auf LinkedIn)

1. Seedrs (UK & EU)
Seit 2014 investiere ich über Seedrs in Startups. Dies ist die eine Plattform über die ein Großteil meiner Investitionen abgewickelt wird. Aus meiner Sicht die beste Crowdinvesting-Plattform in Europa. Regelmäßiger Dealflow von ca. 25 Startups zeitgleich und robuste erste Due Diligence durch Seedrs. Minimum Invest oft GBP 10, teils bis zu GBP 50. Auch für Neueinsteiger aus meiner Sicht gut geeignet. Investment-Gebühr von 1% auf die Investitionssumme und Carry-Gebühr von 7,5% auf Gewinne.

2. AngelList (US)
Die vielleicht beste Plattform in den USA. Der Investor schließt sich einem Syndikat an (oder mehreren) und erhält so Zugriff auf die Investmentrunden dieses Syndikats. Oft haben Investoren die Möglichkeit an Finanzierungsrunden teilzunehmen, die von den größten und bekanntesten Venture-Kapitalgebern angeführt werden: Bekannte VC-Namen wie a16z (Andreessen Horowitz), Tiger Global oder General Catalyst sind hier regelmäßig zu finden. Ebenfalls vertreten sind Startups aus renommierten Acceleratorprogrammen (z.B. Y Combinator oder Techstars). Das jeweilige Syndikat verkauft und bewirbt die eigenen Deals relativ aggressiv. Hier ist es wichtig, sich ein Bild davon zu machen wie robust der Due Diligence Prozess des jeweiligen Syndikats ist und dies durch eigene tiefgehende Due Diligence zu ergänzen. Hier sind zu jeder Zeit hunderte Silicon Valley Startups zu finden. Ich empfehle, hier langsam vorzugehen und sich selbst zu bremsen. Minimum Invest je Startup oft $1k bis $3k. Im Q4 2021 habe ich hier insgesamt 10 Investments getätigt und derzeit meine Aktivitäten zurückgefahren. Zuerst werde ich prüfen, wie sich die bisherigen Investments in den kommenden Jahren entwickeln. Setup-Gebühr (1-10%) und zusätzlich eine Carry-Gebühr von 20% auf Gewinne fallen an.

3. Republic (US)
US Crowdinvesting-Plattform, die kürzlich Seedrs aufgekauft hat. Hier habe ich 2021 vier Test-Investments getätigt bei denen ich ebenfalls zuerst die weitere Entwicklung abwarten werde. Investments möglich ab ca. $100 (auch abhängig vom jeweiligen Startup).

4. Crowdcube (UK & EU)
UK Crowdinvesting-Plattform. Aus meiner Sicht oft überzogen hohe Bewertungen und gehypte Startups. Weniger Community-Gedanke als bei Seedrs. Oft erhält die Crowd eine andere Aktienklasse mit weniger Rechten und nachteiligen Regelungen im Vergleich zu den beteiligten VCs. Diese Regelungen werden teils nur sichtbar, wenn man sich tief in die Verträge einarbeitet. Aus meiner Sicht weniger geeignet für Anfänger. Gezielte Nutzung für einzelne Deals für Investoren mit viel Erfahrung empfohlen. Investments ab GBP 10-20. Investment-Gebühr von 1,65% auf die Investitionssumme und Carry-Gebühr von 5% auf Gewinne.

5. TheSyndicate.com (Jason Calacanis, US)
Jason ist Autor des Buchs „Angel“ und einer der bekannten Investoren in Silicon Valley und darüber hinaus. Als Mitglied seines Syndikats erhält man ca. einen Deal wöchentlich per Mail zugesendet. Investment möglich ab $4k je Deal. Eher geeignet für fortgeschrittene bis Profi-Anleger. Setup-Gebühren und zusätzlich Carry-Gebühr auf Gewinne in Höhe von 20%. Diese Deal-Mails zu lesen ist aus meiner Sicht sehr lehrreich und gibt Einblick in die U.S. VC-Szene. Investiert wird häufig in einer sehr frühen Phase (Pre-Seed oder Seed) und die Bewertungen (z.B. Umsatzmultiples) sind deutlich höher als mir aus UK-Deals bekannt. Hier wird gezielt auf langanhaltende Skalierung und hohe Wachstumsraten gesetzt, so dass im Erfolgsfall die aktuell hohe Bewertung innerhalb einiger Jahre sehr günstig wird.

6. Y Combinator & Techstars: Accelerator Dealflow
Eine weitere Möglichkeit besonders für erfahrene Investoren die an größeren Direktinvestments interessiert sind. Meiner Meinung nach zwei der Top Accelerator-Programme weltweit. Es bewerben sich Startups aus aller Welt an diesen Programmen. Erfahrungsgemäß ist ein hoher Anteil an Firmen aus den USA und Europa vertreten. Die Kohorten der teilnehmenden Startups werden immer größer und sind auf bis zu 400 Startups je Accelerator-Tranche gewachsen. Als Investor erfolgt die Registrierung über die Webseite der beiden Programme. Der Accelerator unterstützt die erste Kontaktvermittlung zum Gründer. Alle weiteren Details besprechen Gründerteam und Investor direkt miteinander.

7. Social Media Recherche & eigenes Netzwerk
Wer in sozialen Netzwerken (z.B. LinkedIn und Twitter) anderen Investoren, Gründern, Startups, VCs und Investment-Plattformen folgt, generiert hierüber ebenfalls Dealflow. Folge mir gerne auch auf LinkedIn. Dieses Dealsourcing eignet sich eher für fortgeschrittene/ erfahrene Investoren. Der Aufwand ist hier höher und die notwendige Due Diligence zeitaufwendiger. Der positive Lerneffekt für den Investor ist entsprechend höher und ermöglicht den tiefen Einstieg in die Startup- und VC-Szene. Langfristig sind hier Netzwerkeffekte zu erwarten, die Zugriff auf die besten (oft nicht öffentlichen) Finanzierungsrunden geben können. Die Bewertungen im Rahmen privater Deals können moderater ausfallen als die von gehypten Startups auf Investment-Plattformen, was wiederum höhere Gewinnmultiples bedeuten kann.

Wo sourct ihr noch Deals? Welche Möglichkeiten gibt es zusätzlich? Welche Optionen sind für euch besonders geeignet und warum? Schreibt mir in den Kommentaren!

Philip

Seit 2014 investiere ich in Startups. In den letzten Jahren ist mein Portfolio auf über 150 Beteiligungen verschiedener Größe gewachsen. Auf meinem Blog berichte ich regelmäßig über Crowdinvesting und meine Investments.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Martin J. Bulla

    It was very informative, thanks Philip.

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